<Teil 1                                                           >Teil 3

Persönliche Erfahrungen mit MG, Teil 2

Der Gang zum Arzt

Am Nachmittag dieses Tages hatte ich inzwischen Schwierigkeiten mit den Augen, ich sah Doppelbilder. Am Abend wurden diese immer stärker, sodass ich beschloss zum Arzt zu gehen. Dieser vermutete vorerst eine Migräne oder Ähnliches. Auf jeden Fall besserte sich die Situation wieder und ich ging am nächsten Tag wieder arbeiten. Ab Mittag dieses Tages sah ich dann ständig Doppelbilder. Abends ging ich wieder zum Arzt, welcher dann sofort beschloss, einen Termin bei einem Augenarzt zu vereinbaren. Tags darauf fuhr ich dann- d.h. ich ließ mich von meiner Frau fahren- ins Krankenhaus zum Augenarzt. Dieser schickte mich gleich weiter in die Sehschule. Dort wurde ich mindestens eine Stunde lang untersucht. Irgendwann gab die Technikerin auf und sprach mit einem Neurologen. Daraufhin schickte sie auch mich zum Neurologen. Dieser sagte zu mir, dass er einen Test machen wolle und mir daher eine Spritze machen müsse. Erst später wusste ich um was für einen Test es sich damals handelte, nämlich um einen Tensilon-Test. Der Test hatte in meinem Fall folgende Wirkung: Vorher sah ich alles doppelt übereinander, während des Tensilon-Tests sah ich parallel laufende Linien als sich schneidende Linien, wie Dreiecke.

Der Neurologe verordnete daraufhin verschiedenste Untersuchungen, wie CT, Thoraxröntgen, usw..... am nächsten Tag begann ich mit den Untersuchungen.

Die letzten Tage zu Hause

Auch wenn ich jeden Tag abstruser durch die Welt blickte, waren die letzten Tage zu Hause ganz schön. Allerdings nahm das Doppeltsehen solche Ausmaße an, dass mir nicht mehr wohl war und ich mit meiner Frau besprach, doch schon früher als geplant ins Krankenhaus zu gehen.

Stationäre Aufnahme

Am 05.08.2001 wurde ich also im Krankenhaus stationär aufgenommen. Weitere Untersuchungen standen an und sobald alle Befunde vorlagen, wurde vom Ärzteteam die endgültige Diagnose gestellt: Myastenia gravis und Thymom. Dass ich Myastenia gravis hatte war mir bereits bewusst, dass ich aber auch ein Thymom hatte, machte mich etwas nachdenklich. Mir wurde erklärt, dass versucht wurde, einen Termin mit einem Thoraxchirurgen in einem anderen Krankenhaus zu vereinbaren. Dass sich dieser Termin aber in die Länge zog, wusste ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

Verschlechterung 

Die ersten Tage in der Klinik verliefen routinemäßig – Untersuchungen, Festlegung einer Therapie usw. Ich wurde sofort auf 3x60 mg Mestinon plus 20 mg Cortison gesetzt. Diese Dosis wurde in den darauffolgenden Tagen erhöht. Trotz dieser Therapie verschlechterte sich mein Zustand von Tag zu Tag. Nach einigen Tagen konnte ich nicht mehr richtig schlucken, war beim Essen nicht mehr imstande meinen Kopf zu halten. Irgendwann konnte ich meine Arme nicht mehr auf Schulterhöhe anheben. Ich traute mich nicht mehr alleine auf die Terrasse zu gehen um eine Zigarette zu rauchen. Ich konnte mich nicht mehr alleine duschen usw. musste mir von meiner Frau helfen lassen. An einem der letzten Tage konnte ich fast nicht mehr aus der Badewanne steigen und mein Kopf war so schwer, dass er dermaßen nach vorne hing, dass ich mir selbst die Luft absperrte. In den nächsten Tagen hatte ich auch zusehends Atembeschwerden. Ich musste nachts bewusst atmen. Mir wurde von einem Bekannten dringend empfohlen mich in die Intensivstation zu begeben. Ich wurde dort auch kurz aufgenommen, habe diese aber auf mein Drängen hin wieder verlassen. Dies hätte sich allerdings als grober Fehler herausstellen können.

Myastenische Krise

Mir war nicht bewusst, dass ich bereits in myastenischer Krise war. Am 21. August sollte ich mit dem Krankenwagen in ein anderes Krankenhaus gebracht werden. Ich erinnere mich noch, dass die Helfer in mein Zimmer kamen und dass einer von ihnen die Krankenschwester fragte ob ich noch aufstehen könne. Ich lag im Bett und antwortete daraufhin, dass das kein Problem sei. Ich stand also auf und ging in Richtung Trage. Doch plötzlich fiel ich vor den beiden Helfern um. Ich kann mich nur mehr ganz kurz daran erinnern, dass mir sofort eine Atemhilfe gegeben wurde. Ich wurde zur Beatmung intubiert. Daraufhin schwarz ......

Thymektomie

An die folgenden Tage habe ich keine persönliche Erinnerung. Alles was ich darüber weiß, habe ich von meiner Frau erfahren. Am 22. August wurde ich thymektomiert – ca. 5 Stunden Operation – Infiltration des Tumors in das Perikard und in die Lunge. Anscheinend wurde in der Phase nachher auch eine Plasmapherese – zweimalig durchgeführt. Laut Erzählungen meiner Frau ging es mir in dieser Phase nicht gut – Kreislaufprobleme nach der Plasmapherese, usw.  Um Komplikationen zu vermeiden versucht man im Regelfall die Myastenie medikamentös in den Griff zu bekommen bevor man an eine Thymektomie denkt. In meinem Fall war dies nicht mehr möglich.

Die erste Erinnerung nach dieser Zeit war für mich der Anschlag auf das WTC in New York. Ich erinnere mich von diesem Ereignis im Radio gehört zu haben. Am meisten hat meine Frau in diesen Wochen gelitten, denn es war nicht klar ob ich das ganze überstehen würde. Sie musste sich einerseits um die Kinder kümmern und versuchte andererseits so oft als möglich an meiner Seite zu sein.

<Teil 1                                                           >Teil 3