Via Claudia Augusta
Zwei zufälligen Funden von Meilensteinen,
1552 in Rabland bei Meran und 1786 in einer Kirche bei Feltre,
verdanken wir die Kenntnis über die Via Claudia Augusta. 1849 wurde zwar ein dritter entdeckt, der
aber von einem Bildhauer zu einem Grabstein weiterverarbeitet
wurde. In den Inschriften der Steine steht, dass Kaiser Claudius
an jener Strecke eine Straße errichten ließ, über die sein Vater
Drusus seinen Alpenfeldzug geführt hatte. Wie diese Straße genau
verlief, ist leider unbekannt, vor allem weil auf den beiden
Meilensteinen unterschiedliche Startpunkte genannt sind. So ist
auf dem Stein von Feltre der Anfangspunkt Altinum, auf dem von Rabland
hingegen der Po als Ursprung angegeben. Außerdem ist nicht genau
geklärt, welchen Weg Drusus
genommen hatte. Aus diesem Grund vermutet man, dass es zwei
verschiedene Strecken gab, zum einen die Via Claudia Padana
(ausgehend vom Po) und zudem die Via Claudia Altinate (Altinum).
Erstere verlief wahrscheinlich von Hostilia, Trient, Mals, Reschen,
Landeck zur Donau, zweitere ging von Altinum, Feltre, Belluno,
Pieve di Cadore, Innichen ins Drautal oder über den Brenner und
Seefeld zur Donau.
Verlauf
Von Altinum bis zum Reschen
Die antike Stadt Altinum spielte für das Imperium Romanum
eine wichtige Rolle, da dort die Reisenden aus Aquileia eintrafen
und sich hier auch ein Hafen befand, von dem es eine direkte
Verbindung nach Ravenna gab.
Zudem schloss hier die Via Claudia Augusta an das Straßennetz
Venetiens an. Die Via Claudia führte dann über Tarvis nach Feltre,
Trient, Bozen, Terlan, Vilpian, Obermais bei Meran mit
Raststation, von Meran ging es weiter nach Steinach, Rabland,
Naturns, Tschars, Goldrain, Schlanders, Schluderns, Glurns und
Mals mit einer weiteren Raststation.
Reschen bis Landeck
Zwischen Reschen und Landeck sind die archäologischen
Funde im Gegensatz zum Streckenabschnitt Altinum - Reschen
eher spärlich. Man nimmt an, dass die Straße über die Malser Heide
zum Reschen – Scheideck und dann weiter nach Nauders führte. Im
Mittelalter gab es hier eine Übernachtungsmöglichkeit. Von Nauders
aus verlief die Via Claudia Augusta nach Finstermünz (Überquerung
des Inns), Schuppach, Serfaus, Fiss, Ladis, zur Pontlatzer Brücke
(Überquerung des Inns) und ging dann weiter nach Landeck mit einer
Raststation in Perjen.
Landeck bis Füssen
Von Landeck aus ging die Strecke weiter über Lötz,
Starkenback, Mils, Galgenbühel ins Gurgltal bei Imst und verlief
dann weiter über Tarrenz, Strad (Teile der Via Claudia konnten
hier freigelegt werden), nach Nassereith. Hier mündete auch eine
Verbindungsstraße ein, die über das Mieminger Plateau zum Brenner
führte. Höchstwahrscheinlich befand sich hier ebenfalls eine
Raststation. Die Via Claudia Augusta führte von Nassereith weiter
über den Fernpass, Biberwier und Lermoos nach Reutte und Pflach,
dann über den Kniepass nach Pinswang und Füssen.
Die Via Claudia im Mittelalter
Im frühen Mittelalter war diese römische
Straße weiterhin in Verwendung, wobei jedoch die Erhaltung von
Seiten der Obrigkeit wegfiel, auch wurde sie aufgrund der
fehlenden Mobilität bis ins Hohe Mittelalter viel weniger
benutzt. Jene Streckenabschnitte, die über gefährliche Gebiete
verliefen, waren dem Verfall preisgegeben. Viele Teile blieben
aber lange Zeit intakt
und wurden von Reisenden, Händlern und Königen benutzt. Genaue Aufzeichnungen über diese
Zeit gibt es nicht, einzig dass im 11. Jh. deutsche Kaufleute in
Treviso eine Zollabgabe zu entrichten hatten. Der Transport von
Waren über den Landweg war extrem teuer, es wurden vor allem Luxusartikel wie Gewürze, Seide,
Wein etc., später auch Salz transportiert. Die Route über den Reschen war aber
weniger frequentiert als jene über den Brenner um zu den
Handelsmetropolen Venedig und Augsburg zu gelangen.
Um die Streckenabschnitte benutzten zu
dürfen, mussten Zölle entrichtet werden, so zum Beispiel in Eppan, an der Töll bei Meran,
in Nauders, Pfunds, an der Fernpassstraße am
Fernstein, in Ernberg bei Reutte. Da die Zölle zu einer lukrativen Einnahmequelle wurden, förderten die
Grafen von Tirol und Görz den Handel zunehmend. Das Zollregal
verpflichtete aber auch den Belehnten damit, die Straße zu
erhalten und die Sicherheit der Reisenden zu gewähren. In erster
Linie waren aber die angrenzenden Gemeinden und Gerichtsverbände
damit betraut, sich um die bauliche Erhaltung der Straße zu
kümmern. Gleichzeitig entstand aufgrund der Notwendigkeit das
Frachtsystem zu organisieren das Rodwesen. Der Begriff Rod
bedeutet soviel wie „Reihe“ und regelt die einzelnen
Niederlagsstätten. Als im 13. Jh. in Hall begonnen wurden Salz im
großen Stil abzubauen bedurfte es einer solchen Organisation um
das weiße Gold nach Norden zu bringen. Entlang der Via Claudia
Augusta über den Fernpass entstanden solche Rodstätten, wie zum
Beispiel in Lermoos. Die Waren wurden von Rodleuten von einem Ort
zum nächsten gebracht.
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